Stockholm. Hauptstadt Schwedens. Du bist unaufgeregt, stylisch, einfach schön. Millionenmetropole und trotzdem Dorf. Alt und trotzdem jugendlich. Dürften wir uns eine Stadt malen, wärst es du. Wir sind schwer verschossen.
Bevor wir diese wirklich traumhafte Stadt erkunden durften, mussten wir allerdings erst einmal einen katastrophalen Campingplatz über uns ergehen lassen.
Etwas ausserhalb des Zentrums liegt Ängby Camping. Mit der Bahn sind es von hier aus etwa 20 Minuten in die City. Laut unseren Reiseführern geht es mit dem Wohnmobil nicht zentraler, also buchten wir hier einen Platz.
Auf den ersten Blick war es eng (die Camper, wie Sardinen aneinander gereiht) und die Servicegebäude etwas veraltet. Aber es gab einen kleinen Spielplatz und die Lage war eigentlich traumhaft. Direkt an einem sehr netten, kleinen Sandstrand mitten im Naturreservat und zur Bahnhaltestelle waren es zu Fuß 5 Minuten. Potenzial war also vorhanden.
Der zweite Blick glich einem Albtraum. Die sanitären Anlagen stanken dermaßen nach feuchtem Holz und Schimmel und waren derart runtergekommen, dass wir unsere Kids lieber im Campi duschten. Rund um den Spielplatz waren Schilder angebracht, die vor Rattengift warnten und unser Reisekind musste mit ihrer neuen Freundin aus Österreich auf eben diesem einen kleinen Vogel beerdigen. Keine Ahnung, ob das Rattengift Schuld hatte?
Ein weiteres „Highlight“ erwartete uns dann am späten Abend. Um uns herum waren Gastarbeiter als Dauercamper untergebracht, die nicht nur ihren wohlverdienten Feierabend lautstark feierten, sondern auch bis tief in die Nacht lustige Trinkspiele spielten. Das Grillfleisch wurde geräuchert, statt gegrillt und Gassenhauer, wie „Despacito“ wurden lautstark mit gegrölt. Nicht schön. Wir hatten genug.
Sofort nach der ersten Nacht kümmerten wir uns um eine Alternative und fanden heraus, dass es noch einen wirklich zentralen Stellplatz (Långholmens Husbilcamping) im Stadtteil Södermalm gibt. Hier schläft man zwar unter einer Brücke, die zwei Stadtteile miteinander verbindet (stört nicht wirklich!), dafür sind die sanitären Anlagen sauber und man ist nach einer kurzen Bahn- oder Busfahrt mitten im Geschehen.
Weil der Platz auf Grund der wirklich traumhaften Lage immer ausgebucht ist, durften wir leider erst am Folgetag umziehen. Dann allerdings, konnten wir Stockholm so richtig entdecken. Hier unsere Highlights:
Gamla Stan Ein Traum von einer Altstadt. Entfernt man sich vom Touristentrubel und den Souvenirläden rund um das königliche Schloss, das übrigens nur ein unschöner großer grauer Klotz ist, laden die vielen kleinen und engen Gassen zum verlaufen ein. Die vielen bunten Häuser und alten Gebäude, die lebendigen Plätze mit den coolen Cafés und Bistros… Wunderschön! Wir haben einen kompletten Tag verbummelt.
Junibacken Unser Reisekind und unser Julimädchen sind natürlich auch nicht zu kurz gekommen. Auf der Halbinsel Djurgården liegt neben zahlreichen Museen auch Junibacken. Museum oder besser Spielhaus für Kinder, das die Figuren und Welten der schwedischen Kinderliteratur zeigt. Man findet hier nicht nur die Figuren von Astrid Lindgren, sondern zum Beispiel auch „Pettersson und Findus“. Mit dem Geschichtenzug wird man auf eine Reise durch die Geschichten und Erzählungen von Astrid Lindgren geschickt, bis man dann schließlich wieder bei einer Villa Kunterbunt ankommt. Spielen, toben, anfassen, alles ausprobieren und sich verkleiden. Alles ist erlaubt…
Tunnelbana Eine der größten Kunstgalerien weltweit. Oder eine der längsten? Mittlerweile wurde fast jede Tunnelbana Haltestelle in Stockholm individuell von einem Künstler gestaltet und es sieht wirklich eine besser aus, als die andere. Klar, dass ich eines unserer Tagestickets gerne dafür nutzte am Abend kreuz und quer durch die Stadt zu düsen um das Akku der Kamera leer zu fotografieren. Hier nur meine fünf Favoriten…
Alle Sehenswürdigkeiten Stockholms aufzuzählen würde eindeutig den Rahmen sprengen. Die Stadt und ihre Umgebung mit dem Schärengarten wären perfekt dafür geeignet einen kompletten Jahresurlaub hier zu verbringen.
Es gibt noch ein herrliches Stadtzentrum zum shoppen und unendlich viele sehr interessante Museen, wie z.B. das Fotografiemuseum. „Fotografiska“ überzeugt mit regelmäßig wechselnden Ausstellungen, was in unserem Fall allerdings dazu führte, dass wir es nicht besuchten. Pferdefotografie ist jetzt nicht so unser Ding.
Etwas enttäuscht waren wir von der Markthalle in Stockholm, der „Saluhall“. Die alte Backsteinhalle , in der der Markt üblicherweise untergebracht ist war gesperrt und es wurde an ihr und ihr gearbeitet. Direkt nebenan hat man eine neue Halle errichtet, im Industrielook, die aber nicht wirklich den Charme eines Marktes a la „Fremantle Markets“ verströmte. Wir können nur vermuten, dass es früher viel geschäftiger in der „Saluhall“ zuging.
Stockholm hat uns in seinen Bann gezogen und ist auf jeden Fall eine der Städte auf dieser Welt, die wir nicht zum letzten mal besuchten.
Wissenswertes: Normalerweise zahlt man in Stockholm auf dem Weg in die City eine oder sogar mehrere sog. Staugebühren (nichts anderes als Maut). Nicht aber im Juli. Während der großen Ferien darf die City Mautfrei besucht werden. Fanden wir super.